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Lyrik: nächtliches Treiben |
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Schlaflos – und zahllose Gedanken in der Rübe.
Werd' nicht müde, Einfallsschübe zur Genüge:
hier ein Geistesfunke, da ’ne Fantasie –
sause durch die chronische Chronologie;
drüben wartet noch ’ne Vision – die hol’ ich mit,
quetsche raus den Kerngedanken, den Begriff;
keine Frage – der braucht noch Schliff.
Und dann? Hach ja: Vergesslichkeit.
Schlaflos – und ständig auf Achse zwischen den Zeilen.
Von heiligen Bruchteilen rüber zu den Schweinereien –
im Kosmos der Spinnereien mag ich verweilen.
Aus dem Hydrant lass ich das Wasser rinnen,
zücke einen Stängel mit dem Tabak drinnen –
in meinem Rachen soll das Zeug verschwinden.
Geruhsam will ich darin schwelgen,
bevor das neue Licht mich blendet.
Schlaflos – und über achttausend Tage nun schon wach.
Man fragt was ich so mach – ich sach:
Höre Bach, spiele Schach, schreib’ ’nen Almanach.
Denn da zur Nacht – wen wird es wundern? –
will ich nicht schlummern – ach nein,
da will ich philosophieren, abstrahieren, balancieren,
analysieren, nix kapieren, reparieren, polieren und
heimlich alles zu Grabe legen – des Anstands wegen.
Schlaflos – und ich fühle mich schon ein bisschen tot.
In ständiger Aufeinanderfolge pocht das Jod
auf den Wunden, welche ich da schnitt in meiner Not,
als mir ward die Tinte knapp.
Nun verteile ich das satte Rot
auf altem Papier – dauert bis halb vier.
Bruder Hein besucht mich ab und an.
Ich sag ihm: Mein Guter, noch bin ich nicht fertig hier.
Und der Gute sagt, dass er auf mich warten kann.
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
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