LiamDucray
  Lyrik: morbide Emotion
 





Einmal noch, einmal,
einmal noch nach unten geh’n, nach unten,
einmal noch, hinunter in den Kohlenkeller.
Dort, wo die Ratten hausen – wo sie immer hausen.
Es geht ihnen gut. Ja. Noch geht es ihnen gut.
Ich freue mich für sie.

Der Raum ist kalt und modrig.
Im Schwanengesang dieser Klagemauern
erklingt strukturelle Vollkommenheit.
Am Firmament einer unsichtbaren brutalen Realität
erblasst nur schwerfällig da ein Herz –
es geht schlafen.

Zwischen kaltem Mörtel und brennender Anästhesie,
dort geht es schlafen –
rechtschaffen verwahrt in fruchtbarer Erde.
Weit, unaussprechlich weit,
abgeschieden von aller Zivilisation,
bis eine erste Schneeflocke es küsst.


Sehnsucht, listige Sehnsucht.
Hinüber wuchert schon der schwefelgelbe Schleier –
verdeckt nunmehr, was unter diesem Herzen verborgen lag.
Ein Rauschen erfüllt die Partikel über dem totgesagten Meer.
Wie Lametta-Silberfetzen.
Arglos gehütet seien jene Geheimnisse.

Zeit baut einen Kessel,
das Altern hört nicht auf,
das Erblinden marschiert unaufhaltsam.
Stillschweigend liegst du in Wehen,
niemand hilft dir dort, niemand,
niemand von den Vielen.

Karte um Karte stapelt sich das ärgerliche Refugium.
Und da – da ringen wir nach Luft.
Aber sie kommt nicht zurück.
Wir können nur warten,
warten, einmal noch, nur einmal noch warten –
das halbe verdammte Leben besteht aus Warten.


Schon wieder schaut man auf mich herab.
Die unsichtbare Krankheit nagt an meinem Kern,
zerfrisst ihn langsam und beständig,
wie es eine Chemikalie nur zu bitterleicht vermag.
Ein galvanisierter Knäuel aus Gewebe und Gülle,
eine pulsierende Zyankali-Sprengladung in meiner Brust.

Die Hinfälligkeit zieht durch die roten Tunnel,
der singende Schmerz ist absurd,
mein Countdown tickt.
Venus kommt nicht zurück.
Und Bote Lenz bringt auch nicht mehr,
als schon zigfach geschmeckte Beeren herbei.

Niemand kann dies erblicken,
der nicht auch ohne Augen sieht.
Die Feder wird mir langsam schwer.
Vergilbt ist das Pergament,
krakelig sind die Lettern –
ich schrieb einen Liebesbrief an niemanden.





 
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
 
 
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