LiamDucray
  Lyrik: die Alten
 





Menschen ... steinalte Menschen ...

Sie tragen Falten ohne Scham,
Kleidung in scheußlichen Farben,
ein Gebiss, und eine Zottelmähne
– das Grau steht den meisten gut –
oder blitzblank die Rübe.

Sie schlabbern gemütlich umher,
bleiben urplötzlich stehen,
versperren den Weg
– verdammt noch mal! –
und glotzen wie im Schockfrost.

Die einen humpeln,
die andern sprinten;
sie stolpern auch schon mal,
aber stehen immer wieder auf.
Die Alten sind knallhart!

Sie erzählen Geschichten:
nette, und weniger nette.
Sie mosern unterm Fingerzeig – fuchtel, fuchtel
und reden auch mal wirres Zeug.
Obgleich: Wer tut dies nicht?

Manche riechen nach Anis oder Lavendel,
einige sind widerspenstig, bockig und knorrig,
andere verteilen sonderbare Geschenke,
und alle haben sie grässliche Angewohnheiten!
Doch man passt sich den Gegebenheiten an ...

Sie rupfen das Kraut im Garten,
und kehren behutsam den Bordstein –
wie festgefahren in ihrer Routine,
als hätten sie am Abend nichts mehr vor,
als wollten sie dem Ergrauen noch mehr Farbe entziehen.

Manch einer hat noch gedient,
drüben bei Adolfus. Doch man redet nicht gern.
Manch anderer hat längst ausgedient,
ist von des Lebens reichem Gedeck nur zu gesättigt,
und ward friedvoll verbuddelt.

Die Alten ... ja, die Alten ...

Restprodukt einer Gesellschaft –
Herzstück einer jeden Kultur.
Zuweilen mag es anmuten,
den zerknitterten Fleischklopsen
wohne keine Prise Lebendigkeit mehr inne ...




 
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
 
 
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