LiamDucray
  Lyrik: das alte Herrenhaus
 





Hinter einer langen Buchen-Allee, dort recht abgeschieden,
steht ein Herrenhaus im nassen Gras;
schmutzig hinterlassen, schmutzig bis heut' verblieben.

Längst vergilbt sind die Testamente vergangener Epochen;
die tanzenden Schatten ergebener Besucher
haben sich nur wehmütig im finsteren Schrank verkrochen.
In der Grabesstille erklingt ein milder Schwanengesang,
doch zupft kein Musikus mehr die Saiten;
ein Schleier der Endlichkeit flattert alle Korridore entlang.

Unter einer prangenden Wendelhalle ohne Tür und Tor
züngeln noch immer die kalten Kerzen,
prasseln flüsternd zur zerfallenen Mansarde empor.
Der verstaubte Ballsaal lädt zum Fandango nicht mehr ein;
über weißen Marmor huscht ein schwarzer Kater;
dem Ring der Zeit entschlüpft nunmehr frigider Schein.

Lieblos eingelassen in den massiven Eichenrahmen
sitzt ein trauriger Spiegel ohne Schliff;
der Saumpfad ist mit weinenden Nieten beschlagen.
Von Grünspan bedeckte Halbreliefe wirken stumm erregt;
einen kränkend inhaltslosen Augenblick lang
hat sich Kronos in diesem Bollwerk zahm zur Ruh gelegt.

Im Widerhall dieser Gemäuer liegt ungezählte Verlassenheit;
nur die knarrenden Dielen erzählen leise noch
von des verwesten Herrenhauses einstiger Holdseligkeit.




 
 
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
 
 
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