Vinterkind,
einst warst du Betrachter;
mehr als jede Seide war dein Blick noch sachter.
Du bestauntest fremde Wesen:
Füchse, Eulen und Warane –
lerntest die Prinzipien von Güte und Schikane.
Lerntest, was Vertrauen heißt;
redest nun mit Geistern, denn du weißt:
Womit sich die Fremden brüsten,
und was sie erzählen in Eifrigkeit,
findet sich in keiner Wirklichkeit.
Die Lichtbeter sind so besitzergreifend,
dass du dich – über ihr Verständnis schweifend –
zwischen Zynismus und Schwermut verlierst.
Doch im kalten Vinter erstarren alle Sorgen;
nur im Schnee bist du geborgen.
Vinterkind,
einst warst du Schreiberling,
an dessen Feder nur Unschuld hing.
Du nahmst Notiz von fremden Wesen:
Pandas, Elefanten und Raben –
studiertest sie sehr erhaben.
Erkanntest der Fremden Gefüge:
Gegenüber jeder Wahrheit steht die Lüge.
Sie sind unwissend und inkonsequent,
unterschätzen eines Knappen Macht;
ihr teuerstes Gut verschenken sie unbedacht.
Wirres Treiben, lautes Lachen, leises Sterben;
auch verdorbene Saaten können Früchte erben.
Du hast Knallfrösche im Hirnkasten – Herzrasen.
Doch im kalten Vinter erstarren alle Sorgen;
nur im Schnee bist du geborgen.
Vinterkind,
einst warst du Häretiker.
Spiegelscherben – ist es schon so lange her?
Du erspähtest fremde Wesen:
Menschen, Zwerge und Hobbits –
dachtest, alles sei ein großer Witz.
Verstandest die Strukturen des Chaos:
untertänig sind wir, wehr- und würdelos.
Die Schwächen gekitzelt, der Wille gebeugt;
abgerichtet und eingegliedert, das Hirn ist Brei;
der Körper ist verkabelt, der Geist ist frei.
Du wirst gejagt von Extremisten, die interpretieren
und dich blind als ihresgleichen klassifizieren.
Die Zeit läuft rückwärts / die Welt steht Kopf.
Doch im kalten Vinter erstarren alle Sorgen;
nur im Schnee bist du geborgen.
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