LiamDucray
  Lyrik: Ungeheuer
 





Wolkengebilde wandern einer Dämmerung entgegen,
gebrochene Lichter sind mit dem Auge nicht zu fassen;
der Lärm der Welt verstummt nur kurz im Regen,
als wollten Kobolde keinen Frieden in die Räume lassen.

Sulfur brennt sich seine Bahnen in das zarte Fleisch,
kristallenes Salz bevölkert still die nackte Haut;
kein Mantel bedeckt nunmehr der Neuronen Reich –
es ist Gevatter Herbst, der hier seine Straßen baut.


Grässliche Fratzen fallen vom Himmel hernieder,
der Puls aller Funktionen vibriert in Eile;
hinter steinernen Wällen verklingen sehnliche Lieder;
zwischen versiegelten Zeilen stehen Todesurteile.

Der zweibeinigen Geschöpfe blanke Anwesenheit
lockt Panik aus dem Schlund des giftigen Karma;
der atmende Ozean verstreut keine Geborgenheit –
Kreischen zertrümmert der Sinne Panorama.


Durch Nacht und Traum und Verlassenheit
stürmt wie im Blutesrausch ein Ungeheuer;
erweckt Gedanken des Verlustes und der Bosheit;
verschlingt erst die Moral, dann das Lebensfeuer.

Kein Wort wagt sich mehr über die Lippen zu drücken,
jeglicher Impuls ist in Besorgnis längst zerronnen;
vergebens, auch nur einen kleinen Schritt zu rücken –
im nuklearen Winter ist alle Energie verglommen.


Unter gespaltenen Rippen schlummert ein Monstrum,
windet sich wie ein Seelenkäfig um die Tatenkraft,
speit eine Vision des Verschollenseins im Kellerturm
und ein Gefühl der Fremde inmitten aller Sippschaft.

Es ist mit feuchten Lumpen nicht wegzuwischen,
wie ein Flecken vom ledernen Wams;
in jedes Versteck vermag das Ungeheuer zu kriechen:
es ist die Angst.





 
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
 
 
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