LiamDucray
  Lyrik: Chronisten gen Ende der Zeit
 





Wir betrachten die Trümmer gen Ende der Zeit:
Scherben der Schöpfung, erträumte Heiterkeit.
Vom Feuer zum Eis, zum Primaten, zum Idealisten –
was zurückblieb sind Puppen, Geister und Statisten;
blinde Maler, stumme Barden, verstorbene Fantasie.
Im Exitus der Evolution schläft die zerfallene Ideologie.

Wir sehen den Fortschritt, der den Stillstand anfleht,
ein Heer, das im Gleichschritt den Anstand übergeht;
vernehmen schäbiges Gefasel von Sitte und Moral;
und inmitten dieses Wustes erscheint prunklos banal,
dass der frevelhafte Mensch sich nicht mehr entsinnt,
wie sich ein Gast benimmt.

Wir begreifen, dass eine Gegenwart nie zu Ende geht,
und in aller Gegenwärtigkeit kein Kaufmann erspäht,
dass die Dinge schwinden: Grund und Geist und Fauna.
Dass sogar Vergänglichkeit, dieser gemeine Gauner,
übermorgen nichts mehr zu gaunern wagt,
da nichts Räumliches aus dem Raum mehr ragt.

Wir verzeichnen, was auf höchste Instanz sich erhob,
den Spiegel verschleierte, Gier mit Gunst verwob;
welch Kreatur da Kriege führte und Führer bekriegte,
und nach siebzigtausend Jahren ihrer Selbst obsiegte.
Niemand muss mehr sühnen nach diesem Part –
wir sind die letzten unserer Art.





 
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
 
 
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