LiamDucray
  Lyrik: Carthago's Hinterlassenschaft
 





Als die alte Gaia einmal unachtsam gewesen ist
und ich versehentlich aus dem Beutel fiel,
entstieg die Seele mir prompt, und stürmte
– von verborgenen Energien geleitet –
durch diese einst antike Welt,
um das Innerste ihrer Siedler zu sehen.

In der Woge dieses endlos anmutenden Augenblickes
manifestierte sich ein Mosaik
tausender und abertausender schmerzverzerrter Bilder
vor meinen Augen, und die geballte Essenz
tausender und abertausender Gefühle
drang durch meinen Kern.

Noch ehe ich jenes, was jählings geschah,
nur irgendwie einzuordnen vermochte,
kehrte meine Seele wohlgesättigt zurück,
und mein Korpus war von Starre gezeichnet,
denn eine unmessbare Übelkeit
schwenkte mithin der satten Seele zu mir wieder.

Ich eilte hinfort auf des Windes Leitern,
um dieser Ebene zu entweichen,
doch beschloss vor der Rückkehr in den Beutel
zumindest ein Fragment meiner Vision
für die Siedler dieser Ebene
zu hinterlassen ...


-- überlieferte Botschaft auf Papyrus --

Welche Kreatur auch immer diese Zeilen
zu finden und zu deuten vermag,
jener Kreatur soll denn auch die Teilhabe
an meiner Weisheit bejahet sein:
Eine Ebene, dessen Bewohner die fatalen Elemente
Hass und Liebe nicht in Waage halten, entspringt
ihrem kosmischen Gleichklang. Die Ebene selbst,
wiewohl auch die Aura einer jeden befleckten Kreatur,
lädt sich dabei kontinuierlich mit schwerer Energie auf.

Sobald diese schweren Energien den individuellen
Maximalgrad des selbstständigen Ausgleiches
überschritten haben, befindet sich die Kreatur oder
die Ebene in einem instabilen Zustand. Die Energien
können nun ihre grob destruktiven Wirkungen auf
die Kreatur oder die Ebene freisetzen.

Hinsichtlich der Materia einer Ebene können globale
Energieschwankungen (etwa in Form tektonischer
Verschiebungen oder meteorologischen Anomalien)
auftreten, was zur Folge haben kann, dass sich das
gesamte physikalische und spektrale Gefüge dieser
Ebene nach innen neigend verzerrt und fortan in
diesem para-kollabierenden Zustand verweilen wird,
was wiederum mit aller Wahrscheinlichkeit kolossale
metabiologische Konsequenzen nach sich ziehen wird
(Mutationen inbegriffen).

In Bezug auf humanoide Lebensformen, welche der
kosmischen Disharmonie ausgesetzt werden oder sich
generell darin befinden, können vielfache Symptome
auftreten, etwa: Spannung, Übelkeit, Halluzination,
Fanatismus, Gewissenlosigkeit, Dilemma, Ignoranz,
Abgunst, Geiz, Phantasmagorie, Ärger, Hässlichkeit,
Besessenheit, Egozentrik, multiple Selbstverleugnung,
Willenlosigkeit, Fieber, Zank, irreversible Spaltung,
Stillstand, Kollision, Stunk, Trotz, Raserei, Fäulnis,
Trunkenheit, mentale Verzerrung, Unrast, Eitelkeit,
spontanes Koten, Fassungslosigkeit, Herrschsucht,
Lethargie, Verdrehung, temporäre Idiotie, Erröten,
Ungeheuerlichkeit, Kakophonie, Einfalt, Frömmelei,
Brand, partielles Vakuum, Gleichgültigkeit, Jähzorn,
Lüsternheit, Eifersucht, Amnesie, Heimatlosigkeit,
Obsession, Geleier, Gedudel, Trägheit, Aberglaube,
Wolfshunger, Bestechlichkeit, Resignation, Kontrolle,
Ambivalenz, Schwachsinn, fahrlässige Gravidität,
Imagination, Zensur, Einflüsterung, Wildheit, Koller,
Phallus-Hybris, Erblinden, Streik, Unverschämtheit,
Schwärmerei, Patriotismus, Geltungsdrang, Gaffen,
Heimtücke, Blockade, Kontextverlust, Gigantomanie,
Unterwürfigkeit, Krampf, Tollwut, Überstimulation,
Hoffnungslosigkeit, Lähmung, Zersetzung, Getöse,
Monotonie, Rachgier, Konfusion und vieles mehr ...

Sollten mehrere dieser Symptome in konstanten Zyklen
oder gar chronisch auftreten, so sei einer hiervon
betroffenen Kreatur dringlich angeraten, die subjektiven
Attribute für die fatalen Elemente Hass und Liebe
in einen Zustand des Gleichklanges zurück zu versetzen.


– Carthago





 
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