LiamDucray
  Lyrik: Interpretation
 





Ein Molekül ist riesig, warmes Eis flüssig, der Hamster bissig,
Fürsorge spießig, die Wand rissig, ein Tangotänzer schmissig,
und zu viel überschüssig.
500 sind ein Pfund, die Tristesse ist bunt, Säure gesund,
das Argument kein Grund, der Pudel kein Hund,
aber das Vieleck ist rund.

Ist es nicht. Ist es doch. Ist es wahlweise.

So wie der Lärm leise, Brühe eine Speise,
jeder Schritt eine Reise. Freilich ist die Ameise
kein Bär, eine Tonne nicht schwer, die Lanze kein Speer,
relativ nicht ungefähr, doch halbvoll ist mehr
als halbleer, denn leer ist Null – und Null unteilbar.

Jedenfalls mathematisch.

So gesehen ironisch, unweigerlich melancholisch.
Unwahrheit ist höflich, Wischiwaschi löblich, aber eigentlich
ist alles ganz logisch:

Das Leben ist kein Schach, Heavy Metal ist Krach,
der Fachmann vom Fach, Memoiren sind ein Almanach,
die Erde ist flach, beim Tagtraum bist du wach.
Der Maulwurf ist blind, die Weberin spinnt,
Zeit zerrinnt, Unbill gewinnt,
denn selbst das Gottkind

war mal in großer Not ...

Sieben Bier sind ein Brot, das Orange ist in Wahrheit rot,
der Winkel tot, das Schiff ein großes Boot,
Gesetze sind kein Verbot, das Ende droht.
Die Brücke wackelt, der Dackel dackelt, Philipp zappelt,
ein Wecker rappelt, die Raupe krabbelt –
oder schlängelt, oder robbt.

Das kommt auf den Blickwinkel an.

Denn über kurz oder lang bedeutet dann und wann
nicht mehr und nicht weniger, als dieser oder jener
Ansicht nachzugehen – oder auch nicht.

Mit jeder Geburt beginnt ein Sterben,
Splitter sind keine Scherben, Torheit kann man erben,
Leder gerben, Holz kerben und Eier färben.
Doch schwarz ist keine Farbe, das Denken keine Gabe,
die Krähe kein Rabe; jeder Lord war mal ein Knabe,
Kritik ist keine Klage, aber der Nabel eine Narbe.

Die Klinke ist kein Knauf, Marathon kein Dauerlauf,
Kiffer sind ständig drauf, ganz unten gehts überall rauf,
eine Pacht ist kein Kauf, die Sonne geht niemals auf.

Das macht die Rotation – entbehrliche Information.
Bass klingt wie Bariton, Liebe ist kein Lohn,
Emanzipation endet bei Menstruation,
Esprit erfordert kein Diplom,
Glaube bedarf keiner Religion,
Überzeugung ist eine Impression,
Terrorismus eine Reaktion –

doch bleibt alles eine Frage
der Interpretation.




 
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© 2012 - 2020 Liam Dûcray
 
 
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